Wie sieht es nun mit der Steuer in einem Unternehmen aus?
Besonders für Unternehmen ist Kunst ein sehr interessantes Thema. Wie wird es in einem Unternehmen steuerlich gehandhabt, wenn man Kunst erwirbt, z. B. ein Startup ist seit 5 Jahren auf dem Markt und überlegt jetzt eine eigene kleine Kunstsammlung anzulegen oder will gezielt für seine repräsentativen Orte, z. B. Lobby, Konferenzraum, Büro des CEO, u. ä. Kunstwerke kaufen.
Ganz klar auch für Unternehmen gilt – wie für Privatpersonen – die Steuer kommt irgendwann immer, im Zweifel mit der nächsten Betriebsprüfung. Das was Du Agnieszka als Beispiel gerade angesprochen hast ist letztlich die Frage: „Ich schaffe mir Kunst bewusst an, um diese in meinem so genannten Anlagevermögen aufzunehmen. Ich will Kunst in diesem Fall nicht im Umlaufvermögen haben, in dem Sinne, dass ich es gewerblich an- und verkaufe (z. B. Kunsthandel), sondern ich sehe das als Investment an und drücke das auch in Form der bilanziellen Erfassung aus.“
Da ist sicherlich auch immer das Thema: Steuern sparen mit Picasso ist eine Illusion und dessen sollte man sich als Unternehmer absolut bewusst sein.
Wie erwähnt, man kauft aus der Betriebskasse ein Gemälde, dann tätigt man einen Beschaffungsvorgang im betrieblichen Umfeld, man würde diese als Anlagevermögen qualifizieren und in der Bilanz ausweisen. Dann stellt sich natürlich auch die Frage: „Kann ich das in irgendeiner Form steuerlich absetzen? Ja oder nein?“ Da muss man unterscheiden, WAS man eigentlich gekauft hat.
Wenn man so genannte „Gebrauchskunst“ erworben hat, sprich Kunst von einem Künstler der noch nicht wirklich anerkennt ist – hier kann man sich ja trefflich darüber streiten, wer jetzt anerkannt ist, oder nicht – rein steuerlich, auch die Finanzverwaltung, folgt da ein wenig dem Schema, indem sie prüfen, was habe ich vorliegen.
Gebrauchskunst ist etwas, wo der Kaufpreis als Indiz ca. unter 5000 EUR liegt. Es ist von einem Künstler – soweit man dies einordnen kann – und nicht ein Massenprodukt. Der Künstler ist definitiv noch nicht auf am Markt bekannt. Was wirklich unter die Rubrik fällt: Ich brauche Dekoration für meinen Konferenzraum, ich hänge es für die nächsten 15 Jahre hin und in 15 Jahren nehme ich es ab und ersetzte es durch was anderes.
Wenn man in dem Bereich ist, dann würde man, wie bei jedem anderen Gegenstand auch, da die steuerliche Abschreibung buchen und kann dann die Anschaffungskosten für dieses Gemälde auch steuerlich bis zu 15 Jahren laut der Afa Tabelle wirksam geltend machen.
Ganz anders ist sicherlich das Thema bei Picasso, Gauguin, u. ä.. Dann kaufe ich diese Kunstwerke in dem Bewusstsein, dass sich der Wert möglichst nicht verändert, im Sinne „Er nutzt sich nicht ab“ – etwas was ich mit der Abschreibung abbilde muss auch immer einer wirtschaftlichen Abnutzung zugrunde liegen -, sondern ich kaufe es eher aus dem Gefühl heraus, der Wert wird stabil über die nächsten 10, 20, 30 Jahre sein, eher nach oben steigen, aber nicht an Wert verlieren.
Insofern kann ich als Unternehmen in entsprechende Gemälde investieren, ganz klar, ich weise sie ebenfalls als Anlagevermögen aus ich habe NUR KEINEN Abschreibungseffekt.
Den (Abschreibungseffekt) hätte ich nur, wenn sich tatsächlich der Markt so schlecht für den Künstler entwickeln sollte, dass ich irgendwann feststelle: „Mein Gemälde ist nur noch die Hälfte wert und das wird sich auch nicht in absehbarer Zeit ändern, dann würde ich ähnlich wie bei anderen unternehmerischen Gegenständen eine Teilabschreibung bilden. Dann wirkt es sich einmal auch steuerlich aus. Das ist aber sicherlich bei diesen Investments – und so sollte es auch sein – eine Ausnahme.
Übrigens wirkt sich auch die Umsatzsteuer eines Kunstwerks steuermildernd aus, wenn das Unternehmen selbst umsatzsteuerpflichtig ist.
Wie ist es denn in einem anderen Fall, wenn Du das Glück gehabt hast, z. B. Gursky in seinen ganz jungen Jahren gekauft zu haben für ein paar Tausend EUR und das Bild hängt schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Unternehmen und Du überlegst jetzt: „Ok. Ich würde es gern vielleicht verkaufen. Es passt auch nicht so wirklich zum Image. Oder man stattet das Büro nun ein wenig anders aus und braucht ein wenig „Kleingeld“ und so entschließt man sich das Werk auf dem Markt zu barer Münze zu machen.
Das Bild wird jetzt mit einem großen Gewinn verkauft. Was passiert jetzt?
Dann muss man es voll versteuern.
Man veräußert Betriebsvermögen. Es ist ähnlich, als ob man eine Maschine in dem Unternehmen verkaufen würde. Nun verkauft man jetzt ein Gemälde und muss dann die so genannten „stillen Reserven“ der Versteuerung zuführen.
Ein solcher Gewinn ist eher ein Glücksfall. Aber sagen wir mal, der Wert des Kunstwerkes verdoppelt sich innerhalb von 5 Jahren, oder verdreifacht sich nach 10 Jahren ab Zeitpunkt des Einkaufs.
Ist der Gewinn immer zu versteuern oder bewegen wir uns z. B. bei den 10 Jahren außerhalb der Spekulationsfrist und ist somit der Verkauf komplett steuerfrei.
Im gewerblichen Bereich gibt es keine Spekulationsfristen, wie im privaten Bereich. Somit sind die Gewinne im gewerblichen Bereich IMMER steuerpflichtig.
Gibt es eigentlich eine Obergrenze, eine bestimmte Summe, für die ein Unternehmen Kunstwerte einkaufen darf?
Es ist steuerlich gar nicht so einfach einzugrenzen, obwohl schon, weil nicht gesagt wird, dass z. B. ab 1 Million es nicht mehr geht. Im Steuerrecht gibt es auch immer einen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, wo kommt eigentlich was her, in welcher Größenordnung bewegen wir uns. Wenn z. B. ein Kioskbesitzer mit einem Jahresumsatz von 10.000 EUR sich plötzlich ein Gemälde von 1 Million kauft, führt das zu diversen anderen Rückfragen, wo gewisse Gelder und Co herkommen könnten. Es gibt jedoch keine gesetzliche Regelung, die verbieten würde ein Gemälde für 1 Million zu kaufen.
Das ergibt sich aus den unternehmerischen Zusammenhängen heraus wie viel Geld für etwas ausgegeben wird. Wenn ein Großkonzern mit einem Milliardenumsatz sich entschließt 10 Millionen ins Anlagevermögen zu investieren und das Investment nicht in einer neuen Immobilie, in einem neuen Aktienpaket zu realisieren, sondern bewusst in Kunst investiert, ist das sicherlich möglich.